Rheuma oder Fibromyalgie?

10.08.2019

Heute war es stürmisch, das führt zu Schmerzen im ganzen Körper bei mir - und erinnert mich an die Tage, als ich immerzu und Tag und Nacht diese Schmerzen hatte. 

Mein Rheumatologe hatte bei meinen Beschwerden auf Fibromyalgie getippt. Das ist eine Schmerzverarbeitungsstörung, die nur sehr schwer zu behandeln ist. Meine Blutwerte sprachen dagegen, aber er ließ sich nicht beirren. Auf sein Betreiben musste ich eine Rehabilitationsbehandlung in Nordhessen antreten. 

Der aufnehmende Arzt dort, der mir sehr sympathisch war, hieß er doch mit Nachnamen wie meine Großeltern, suchte unter 200 Behandlungsmöglichkeiten zielsicher gerade die aus, die direkt zur unumstößlichen Diagnose führen sollte. 

"Wir haben eine Infrarotkabine", die wird Ihnen auf jeden Fall guttun, meinte er mit Bllick auf das Häufchen Elend, das da vor ihm saß. "Das hilft Ihnen erstmal, sich zu entspannen." 

Am drauffolgenden Tag ging das los. In meinem Geburtstagsanzug saß ich also neben zwei anderen Nackedeien und spürte, dass etwas nicht stimmt. Meine Hände, Schultern, Beine, Füße fingen an, unglaublich weh zu tun. Ich hab das dort der Chefin der Physiotherapie erzählt, die sagte "Nehmen Sie einfach ein bisschen Crush-Eis mit, wenn Sie morgen wieder reingehen. Dann passiert das nicht." Die Nacht danach werde ich nicht vergessen. Kaum dass ich eingeschlafen war, peinigten mich irre Schmerzen im Rücken und den Schultern. Aber ich wollte nicht als Weichling dastehen, erstmal durchhalten. Erstmal Licht machen. Zielgerichtet traf ich die Klingel für die Nachtschwester. Hab mich entschuldigt für den Fehlalarm und still gelitten.

 Nächster Tag, nächste Nacktbehandlung in der Kabine. In der Nacht bin ich aufgestanden und vor das Schwesternzimmer, um 3 Uhr morgens. Streckte die Hand aus, um zu klingeln, zog sie wieder ein. Weichei? Dann klingelte ich, bekam mein Schmerzmittel. 

Nächster Tag, Infrarotkabine, nächste Nacht Rendezvous mit der Nachtschwester. 

Am nächsten Tag traf ich meinen Aufnahmearzt mit dem Großelternnamen zufällig vor dem Schwesternzimmer, weil ich nun am Tag meine Schmerztropfen abholen sollte. 

Inzwischen hatte ich geschwollene Hände und zwei verschiedenfarbige Arme - einer blau, einer rot. "Ohhh", sagte er, "dachte ich es doch, das ist was Entzündliches. Da bin ich raus, ich bin nur Orthopäde. Morgen haben Sie Visite, ich komme da nicht, ich schicke Ihnen die Oberärztin, die kennt sich zumindest aus mit Morbus Becherew". 

Der nächste Tag war der 1. Mai 2018 und ich dachte "Die kommt nie, die tanzt in den Mai". Tatsächlich kam sie aber, besah sich meine Hände und die verfärbten Arme und sagte: "Das ist rheumatische Arthritis. Ich darf das aber nicht feststellen. Wir beschäftigen keinen Rheumatologen - und wir dürfen deshalb auch keine Basisbehandlung einleiten. Aber Sie sollten auf jeden Fall ein besseres Schmerzmedikament erhalten, wir versuchen es mit einem der neuesten und besten Schmerzmittel aus der Reihe der Coxibe. Und Sie müssen, wenn Sie wieder zu Hause sind, dringend in eine Rheumaklinik". 

So wurde aus mir eine Rheumatikerin, und was das bedeutet, wird mir erst ganz langsam und Tag um Tag klar. Meinem neuen Leben ist dieser Blog gewidmet.

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