Pharmaka und Liebe

18.03.2020

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Die Menschen breiteten sich auf der ganzen Welt aus.

Aber was für einen Anblick sie bieten. Auf der Hochzeit ihrer Schwester mit  Minos, dem sterblichen Sohn des Zeus und Königs von Kreta, hat Circe Gelegenheit, diese armseligen Kreaturen in Ruhe zu beobachten:

(...) eine Gruppe, in der jeder den gleichen gräulichen Teint hatte, vor sich hin schwitzte und die gleiche zerknitterte Robe trug (...). Ihre Haare waren strähnig und ungepflegt, ihr Fleisch hing ihnen schlaff von den Knochen.

Am einsamen Strand trifft sie dann aber auf Glaukos, den Mann, den Fischer. Und muss ihm erstmal ganz praktisch wieder auf die Beine helfen, so groß ist sein Leid. Der Vater alt und wütend, die Mutter zerrüttet von zu viel Arbeit. Zum Überleben ist der Fischfang zu gering - die Abgabenlast zu groß, bald werden sie aus der armseligen Hütte geworfen, die ihr Zuhause ist.

Und Circe wünscht sich mit der ganzen Kraft ihres Herzens, sie wäre selber eine Göttin, nicht nur eine Nymphe oder noch weniger:

Walfisch auf  goldenem Teller möchte sie ihm servieren, dem Menschen, in den sie sich verguckt hat.

Nun muss die Oma helfen. Und die tut das, sie füllt dem Glaukos die Netze. Unter einer Bedingung an die Enkelin: Kein Sex mit dem Kerl. Du bist zu Besserem berufen.

Aber Circe will den Glaukos. Doch er muss erst unsterblich werden, damit sie ihn nie wieder hergeben muss.  Sie quengelt bei Helios.  Der sonnige Vater soll nun all seine Macht ausspielen. Aber gegen das Schicksal sind selbst die hellsten Götter machtlos.

So bleibt nur noch eine Idee, ein Wort: Die letzte Hilfe, wenn alle Stricke reißen:

Pharmaka

Die Kräuter mit den erstaunlichen Kräften, die es nur an den Orten gibt, wo das Blut der Götter auf die Erde getropft ist.

Blut. Und sie reißt alle roten Blumen raus, die sie finden kann, presst sie in ihren Händen und träufelt den Saft dem schlafenden Glaukos in den Mund. Und Pharmaka und Liebe schaffen, was selbst die Götter nicht vermögen:

Er wurde immer dunkler (...) bis sein ganzer Körper ein tiefes Meerblau angenommen hatte. (...) Aus seinem Kinn sprossen Haare hervor, lang und kupfergrün. (...) Circe, schrie er, ich bin verwandelt.


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