Der Eiserne Brief

14.01.2020


Die Zeit: 11. Juni 1758

Der Ort: Warschau


Was ist eigentlich ein Eiserner Brief?

Das musste ich auch googeln und fand Antwort in der "Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt-Haus- und Landwirtschaft in alphabetischer Ordnung von D. Johann Georg Krünitz":

Eiserner Brief . 1. Eine Urkunde, worin sich jemand anheischig macht, die ihm anvertraueten Stücke in eben dem Zustande wieder abzuliefern.

2. Eine Urkunde, worin ein Landesherr einen verschuldeten Unterthan auf einige Zeit wider seine Gläubiger in Schutz nimmt, und ihn dadurch gleichsam eisern, d. i. unverletzlich macht; ein Anstandsbrief, Von einem solchen in Schutz genommenen Schuldner pflegt man auch wohl im gem. Leben zu sagen, er sey eisern geworden.

Der Witz ist wirklich, dass sie im Jahr 2020 elektronisch verfügbar ist, inklusive Volltextsuche. Ich rate zum Ausprobieren: https://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/e/ke00818.htm

Davon einmal abgesehen, brachte der Eiserne Brief des polnischen Königs den Contratalmudisten, Sabbataizwisten, Häretikern oder wie auch immer die große, herbeigesehnte Wende.

Wer war eigentlich dieser König?

Als Friedrich August II. (* 17. Oktober 1696 in Dresden; † 5. Oktober 1763 ebenda) wurde er 1733 nach dem Tod seines Vaters August des Starken Kurfürst und Herzog von Sachsen und als August III. auch König von Polen und Großherzog von Litauen. In Fortführung der väterlichen Außenpolitik führte er den Kurstaat Sachsen in den verheerenden Siebenjährigen Krieg. Die Personalunion Sachsen-Polen endete mit seinem Tod.

Und was stand nun drin, in dem Eisernen Brief? 

Dasz wir dieselbigen unter Unseren Königlichen Schutz nähmen (...) gegen jedwede Missgunst und jegliche Umtriebe zu ihrem Schaden, welcher Personae auch immer, so auch der besagten ungläubigen Talmudisten...

Aha, hier hat die katholische Kirche, berauscht von der schönen Vorstellung viele Juden "nach Esau" zu führen, gute Stimmung gemacht beim König. Jetzt gibt es von Amtswegen gute und schlechte Juden.

Die guten, die Rechtgläubigen, die Sabbataizwijünger dürfen sich jetzt

Frey aufhalten, einem Gewerbe nachgehen, ihr Recht in Prozessen erlangen, Genugtuung finden für alles erlittene Ungemach (...)

Über die anderen wird auch das Urteil gesprochen, vor allem gegen den Talmud

der von so zahllosen Lästerungen durchtränket, dem Wohle der Kirche der aufrecht Gläubigen, sowie des Vaterlandes schädlich, von den höchsten Päpsten mit der Vernichtung durch das Feuer belegt (...) und verbrannt ward (...). 

Diesen Talmud dürfen die Jakob-Leute nun höchstamtlich verwerfen. Schluss ists mit den mosaischen Gesetzen!

Der Bischof Dembowski und seine Freunde haben wirklich ganze Arbeit geleistet.


© 2022 Elisabeth Mayer. Alle Rechte vorbehalten.
Unterstützt von Webnode Cookies
Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s